Und inmitten dieser Schreie erkannte sie ein Stimme, die zu ihr sprach, eine bekannte Stimme, aber sie konnte diese Stimme noch nicht zuordnen, denn die lauten Schreie drum herum waren einfach zu ausufernd.
Isala versuchte sich zu konzentrieren, aber es klappte nicht, denn die Schmerzen wurden immer intensiver und auch der Lärm in ihrem Kopf wurde lauter, wurde erbarmungsloser, wurde so quälend, dass sie fast von dem Ast stürzte, auf dem sie saß.
Etwas schreckliches passierte und sie wußte nicht was. Schwestern, Brüder, ihr Volk wurde angegriffen und es musste so gewaltig sein, dass alle auf einmal an ihre Königin dachten.
Fast ohnmächtig vor Schmerz versuchte die Krähe verzweifelt einen klaren Gedanken zu fassen, um zu lokalisieren, wo dieses Martyrium sich abspielte. Und dann, mit einem Mal, da wußte sie, wer sie da rief und im selben Augenblick traf Isala ein Schmerz mitten ins Herz, der sie den Halt verlieren ließ.
Jegliche Empfindungen waren abgestellt, denn der Herzstich, der sie traf war so überwältigend, dass nichts mehr in ihrem Geist war als Schmerz, alles überragender Schmerz.
Ihre beiden Weggefährten, die sie auf die Reise mit Benjamin begleitet hatten bemerkten kurz vorher, dass etwas mit ihrer Königin nicht stimmte und in dem Augenblick als Isala fiel, starteten beide, bewegten ihre Körper unter die fallende Königin und konnten so verhindern, dass der schwarzgefiederte Körper auf den Boden prallte.
Es war eine unruhige Nacht gewesen, die er nun mit dem Aufschlagen der Augen hinter sich brachte.
Eine Nacht, in der seine Träume der ausschlaggebende Punkt gewesen waren, warum er sich oft von einer Seite auf die andere gewälzt hatte.
Doch trotz des fehlenden Tiefschlafes fühlte sich Benjamin frisch und stark, mehr noch, er bemerkte eine Kraft in sich, wie er sie noch nie vorher gespürt hatte und die ihn gleichfalls irritierte, aber auch faszinierte.
Er war sich absolut sicher, dass dies mit den Neuigkeiten gleichzusetzen war, die er von Isala nunmehr erfahren hatte.
Benjamin wußte nun, was das Geheimnis seiner Beziehung zu den Krähen war und dieses Wissen konnte er noch nicht richtig einschätzen.
Michelle überlegte schon während ihr Bruder mit ihr redete, wie sie reagieren sollte, ohne ihn groß zu enttäuschen, weil sie ihm nicht glauben würde. Lachen durfte sie auf gar keinen Fall, dass wäre vielleicht ein Knacks gewesen in ihrer Beziehung, der nur sehr schwer zu kitten gewesen wäre.
Je mehr sie von dem hörte, was ihr der Mensch, der ihr auf der ganzen Welt am meisten bedeutete, erzählte, umso sicherer war sie sich, dass der Stress, dem er sich immer aussetzte, Schuld an seinem Zustand war.
Natürlich kamen ihr Zweifel, als er den damaligen Zoobesuch ansprach, aber das alleine konnte sie nicht überzeugen.
Doch das, was da nun vor ihr saß, änderte die Situation schlagartig und Michelle wurde klar, dass alles das, was ihr Benjamin gerade erzählt hatte, vermutlich wahr sein musste.
Als ob es nicht schon schockierend genug gewesen war, mit dieser Erkenntnis nun umzugehen, hörte sie auf einmal eine Stimme in ihrem Kopf.